Vierter Hinweispunkt
Die Berichte, die uns der Ehrwürdige Botschafter, mit dem Segen und Frieden sei, aus nicht unmittelbar einsehbaren Bereichen durch die Übermittlung des Herrn alles Unsichtbaren mitgeteilt hat, lassen sich weder zählen noch berechnen. Entsprechend unserem Hinweis auf die Arten dieser Berichte im 25. Wort, das den Charakter des Quran als Wunder betrifft und dieses zum Teil erklärt und beweist, beziehen wir jetzt dieses Wort auf die Erklärung des Berichtes, den er aus der verborgenen Welt über die vergangenen Zeiten und deren Propheten gegeben hat, als auch auf die Wahrheiten über Gott, über die Welt und über das Jenseits und wollen auch auf einige der vielen genauen Voraussagen hinweisen, die Gottes Botschafter über seine Gefährten gemacht hat, seine Familie und seine Gemeinde. Doch zuerst wollen wir sechs Grundsätze zur Einleitung erklären, damit diese Wahrheit vollständig verstanden werden kann.
Erster Grundsatz: Es könnte in der Tat jede Haltung und Handlung des Ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, Zeugnis für seine Wahrhaftigkeit und für sein Prophetentum ablegen, doch braucht nicht jede Haltung und Handlung wunderbar zu sein. Denn Gott der Gerechte hat ihn uns in Menschengestalt gesandt, sodaß er den Menschen in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen Führer und Vorbild sein möge, um sich durch ihren Umgang und durch ihre Handlungen das Glück in dieser und injener Welt zu verdienen und damit er die Kunst des Herrn und das Wirken der Macht Gottes aufzeigen möge, das wunderbar und von dem jedes ein Wunder der Macht Gottes ist, obwohl wir es für alltäglich halten. Wäre er in seinen Handlungen aus seiner Menschlichkeit herausgetreten und wären alle seine Taten Wunder, hätte er kein Führer sein können. Er hätte in seinen Haltungen, Handlungen und durch seine Lebensweise kein Vorbild sein können. Doch um sein Prophetentum den Verstockten gegenüber unter Beweis zu stellen, hat er wunderbare Taten vollbracht und manchmal in Notfällen Wunder gezeigt. Da wir in dieser Welt in einer Prüfung sind, die nur bei Verantwortung einen Sinn hat, dürfte ein Wunder nicht so offensichtlich sein, daß die Ungläubigen gezwungenermaßen ihn bestätigen müßten. Denn in Übereinstimmung mit dem Sinn der Prüfung und der Weisheit, die aus der Verantwortung erwächst, ist es erforderlich, daß das Tor der Vernunft offen bleibt und die Freiheit zu vernunftgemäßer Entscheidung uns nicht aus der Hand genommen wird. Wären seine Wunder in ganz offensichtlicher Weise geschehen, wäre dem Verstand keine Wahl mehr geblieben. Ebu Dschehil würde gleich Ebu Bekir ihn bestätigen. Die Prüfung hätte keinen Nutzen und die Verantwortung keinen Sinn mehr. Kohle und Diamanten hätten den gleichen Wert.
Obwohl tausende verschiedener Menschen mit tausenden Gesinnungen - unübertrieben -jeder mit einem einzigen Wunder des Ehrenwerten Botschafters, mit dem Friede und Segen sei, oder mit einem Beweis für sein Prophetentum oder mit einem seiner Worte oder mit einem Blick in sein Gesicht und so weiter. . .je mit einem Zeichen zum Glauben gelangten, gehen manche unglückselige Menschen von heute erstaunlicher Weise in die Irre, als sollten all diese tausende Beweise seines Prophetentums, welche alle diese tausende verschiedene Menschen und kritisch betrachtenden Denker durch zuverlässige Überlieferung und sicheren Werken zum Glauben geführt hatten, für sie nicht genügen!
Zweiter Grundsatz: Der Ehrenwerte Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, ist einerseits ein Mensch, der sich hinsichtlich seines Menschseins wie ein Mensch verhält, andererseits ist er aber auch ein Gesandter, der hinsichtlich seiner Sendung der Botschafter Gottes des Gerechten und sein Prophet ist. Seine Botschaft beruht auf dem, was ihm offenbart wurde. Diese Offenbarung umfaßt zweierlei:
Die erste Art ist "direkte Offenbarung". Hier ist der Ehrwürdige Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, nur der Dolmetscher, der Verkündiger, der keinen Kommentar gibt. Beispiele dafür sind der Quran und einige außerquranische Worte Gottes.
Die zweite Art ist "sinngemäße Offenbarung". Auch sie ist in ihrem Kem und Wesen Eingebung und Offenbarung, doch die Einzelheiten und Erklärungen dazu stammen von dem Ehrwürdigen Gesandten, mit dem Friede und Segen sei. Wenn er solche Offenbarungen erklärt und beschreibt, stützt er sich auch hier manchmal auf Offenbarung und Eingebung, manchmal spricht er gemäß seiner eigenen Einsicht. Wenn er aber auf seine eigenen Erklärungen zurückgreift, verkündet er entweder in der heiligen und erhabenen Vollmacht, die ihm aufgrund seines prophetischen Auftrags zu eigen ist, oder er äußert sich als Mensch entsprechend Sitte, Gewohnheit und Ebene allgemeinen Verständnisses.
So sollte man denn nicht alle Einzelheiten eines Hadith so betrachten, alsseinen sie die lautere Offenbarung. Man sollte auch nicht die erhabenen Zeichen seiner Sendung in solchen Gedanken und Handlungen suchen, die aus seiner Menschlichkeit eıwachsen sind. Da einige Wahrheiten ihm in kurzer und abstrakter Form offenbart worden sind und er sie selbst im Lichte seiner eigenen Einsicht und allgemeinem Verständnis entsprechend beschreibt, benötigen die bildlichen Ausdrücke und Gleichnisse in seinen Beschreibungen manchmal der Erklärung oder sogar der Ausdeutung. Denn es gibt zuweilen Wahrheiten, die dem Verstand nur durch Gleichnissen nahe gebracht werden können. So hörte man zum Beispiel einmal während eines Beisammenseins mit dem Propheten ein Geräusch aus der Tiefe. Der Prophet sagte: "Dieses Geräusch entstammt der Tiefe der Hölle, von dort wo ein Stein, der siebzig Jahre lang hinab gerollt ist, dort aufgeschlagen und dieses Geräusch verursacht hat4." Eine Stunde später kam die Nachricht: "Ein berühmter Heuchler ist im Alter von siebzig Jahren verstorben und zur Hölle gefahren."Dieser Bericht zeigt die Ausdeutung von einem Geschehnis, das Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, in einem so prägnanten Gleichnis mitgeteilt hatte.
Dritter Grundsatz: Berichte, die uns in Form einer allgemeinen Übereinstimmung überliefert worden sind, sind fest und zuverlässig. Es gibt zwei Arten solcher Überlieferungen. Die eine wird als "eindeutige" die andere als eine "sinngemäße" Überlieferung bezeichnet. Auch unter den sinngemäßen Überlieferungen gibt es zwei Arten. Die eine wird "stillschweigende" genannt, denn sie zeigt sich als eine, die stillschweigend akzeptiert wird. Zum Beispiel: In einer Gemeinschaft erzählt jemand ein Ereignis, das vor den Augen dieser Leute geschehen ist. Widersprechen die Leute seiner Erzählung nicht, nehmen diese mit Stillschweigen auf, so bedeutet dies so viel wie Zustimmung. Wenn nun auch noch diese Gemeinschaft von dem berichteten Ereignis selbst betroffen und zudem bereit ist, zu kritisieren, aber nicht dazu, Falschheit zu decken, vielmehr eine Lüge als besonders häßlich betrachtet, so ist ihr Stillschweigen sicherlich ein starker Beweis für das geschehene Ereignis. Zum Beispiel: Wenn über ein geschehenes Ereignis berichtet wird: "Mit einem Pfund einer Mahlzeit wurden zweihundert Menschen gesättigt ", jedoch die Berichterstatter auf unterschiedlicher Weise berichten, der eine auf diese, der andere auf jene Art, der dritte wieder auf eine andere Art erzählt, sie alle aber über das gleiche geschehene Ereignis übereinstimmen, so ist also eine solche Erzählung zwar nicht klar umrissen, jedoch dem Inhalt nach stimmig und zuverlässig. Die Unterschiede in der Darstellung sind dabei nicht von Nachteil. Ja, es kommt sogar manchmal vor, daß eine Überlieferung zwar nur einen einzigen Garanten hat, jedoch unter gewissen Bedingungen die Kraft einer allgemeinen Überlieferung in sich trägt. Ja es kommt auch zuweilen vor, daß eine Überlieferung trotz dieses nur einen Garanten infolge noch anderer, zusätzlicher Dinge eine gleiche Zuverlässigkeit in sich trägt.
So besteht denn über die meisten Berichte, die sich auf die Wunder und die Beweise für das Prophetentum des Ehrwürdigen Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, beziehen, eine entweder eindeutige oder sinngemäße oder stillschweigende Überlieferung. Ein Teil von ihnen ist jedoch "Bericht nur eines Garanten". Aber auch diesen muß man unter den gegebenen Umständen, nachdem er die Billigung durch das kritische Auge der Kenner der Hadithe erfahren hat, gleichfalls die Zuverlässigkeit einer allgemein anerkannten Überlieferung zusprechen. Es gab in der Tat unter den Kennern der Hadithe Forscherpersönlichkeiten, die man Hafis nannte, die wenigstens hunderttausend Hadithe auswendig kannten, die fünfzig Jahre ihr Morgengebet mit dem Abdest des Nachtgebets verrichteten, welche die Autoren der sechs Hadithsammlungen, angeführt von Buchari und Moslim waren, Koryphäen der Wissenschaft auf dem Gebiete der Hadithe, Gelehrte, die solche Berichte nur eines Garanten verifıziert und akzeptiert haben, sodaß diese in ihrer Zuverlässigkeit nicht hinter den als allgemein anerkannten Überlieferungen zurückbleiben. Denn sie haben sich in der Tat dermaßen auf die Hadithe des Ehrwürdigen Botschafters, mit dem Friede und Segen sei, spezialisiert, wurden so vertraut mit dessen Ausdrucksweise, seinem überragenden Stil und seiner Art, sich zu äußern, daß ihnen daraus die Fähigkeit erwuchs, sobald sie unter hundert Hadith ein "hinzugefügtes" entdeckten, zu sagen: "Es ist hinzugefügt. Das kann kein Hadith sein, kein Wort des Propheten." So wiesen sie es zurück. Wie ein Juwelier kannten sie die Perlen der Überlieferung und verwechselten sie nicht mit gewöhnlichen Worten. Es gab nur wenige Forscher wie Ibn Dschausi, die in ihrer Kritik so weit gingen, selbst einige Echte Hadithe als hinzugefügt anzusehen. Man darf jedoch nicht sagen: "Jedes hinzugefügte Wort ist seinem Inhalt nach falsch", man muß vielmehr sagen:
"Dieses Wort ist kein Hadith."
Frage: Welcher Nutzen liegt darin, die Kette der Überlieferung einer Tradition zu rezitieren, indem man selbst dann, wenn es im Falle eines wohlbekannten Ereignisses nicht nötig ist, sagt: "Dieser und jener informierte diesen und jenen...usw."?
Antwort: Der Nutzen ist vielfältig. Er ist kurzgesagt folgender: Die Rezitierung der Kette zeigt die Übereinstimmung der treuen, zuverlässigen Kenner der Hadithe und die Einmütigkeit der urteilgebenden Autoritäten, deren Namen darin eingeschlossen sind. Jeder der Gelehrten und Imame zeichnet gewissermaßen für die Genauigkeit der Überlieferung und setzt seinen Stempel darunter.
Frage: Warum sind die wunderbaren Ereignisse nicht in der Form einer zuverlässigen Überlieferung weitergegeben worden und das auf ebenso vielen Wegen und mit dem gleichen Nachdruck wie die grundlegenden Bestimmungen des islamischen Gesetzes?
Antwort: Dies geschah, weil die Mehrheit der Bestimmungen des islamischen Gesetıes von den meisten Menschen bei den meisten Ereignissen in Anwendung kommen, denn sie können an jeden Einzelfall angepaßt werden. Aber nicht jeder muß jedes Wunder kennen, und selbst wenn er es kennt, genügt es ihm es einmal gehört zu haben. Es ist hier ähnlich wie bei den Verpflichtungen einer Gemeinschaft: Es genügt, wenn ein Teil von ihnen sie kennt.
Es ist aus diesem Grunde, daß Wunder uns nur von ein, zwei Erzählern berichtet werden, selbst wenn die Tatsache eines solchen Ereignisses mit einer zehnfach höheren Zuverlässigkeit feststeht als eine Bestimmung aus der Scheriah, wohingegen dergleichen Bestimmungen von zehn oder zwanzig Personen überliefert werden.
Vierter Grundsatz: Künftige Ereignisse, die der Ehrwürdige Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, vorausgesagt hat, waren keine eng abgegrenzten Geschehnisse, vielmehr sagte er allgemeine, sich wiederholende Ereignisse nach Art eines umgrenzten Geschehnisses voraus. Dieses Geschehnis hatte jedoch verschiedene Gesichter. Dabei erklärte erjedes Mal einen Aspekt. Am Ende aber vereinigte der Hadithenähler diese Betrachtungspunkte. Das scheint dann den Tatsachen zu widersprechen.
Es gibt zum Beispiel über Hasret Mehdi verschiedene Überlieferungen. Dabei sind die Schilderungen der Einzelheiten und die Beschreibungen der Zusammenhänge völlig verschieden voneinander. Wie wir jedoch bereits in einem Abschnitt des 24. Wortes erklärt haben, hat der Ehrwürdige Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, gestützt auf eine Offenbanıng, einen Mehdi verkündet, der in jedem Jahrhundert kommen werde, um die geistigen Kräfte der Gläubigen zu erhalten und zu bewahren, ihnen zu helfen, angesichts von Katastrophen nicht in Verzweiflung zu verfallen und die Gläubigen innerlich mit den Nachkommen aus dem Hause des Propheten zu verbinden, die in der Welt des Islam eine leuchtende Kette durch alle Zeiten bilden. Dem Mehdi vergleichbar, der am Ende der Zeiten kommt, fanden sich in jedem Jahrhundert aus dem Hause des Propheten ein oder mehrere Mehdis. Ja sogar einer der Kalifen von den Abbasiden, die mit dem Hause des Propheten verbunden waren, vereinigte in sich eine ganze Reihe Eigenschaften des großen Mehdi.
So haben denn die vielen Vorbilder des großen Mehdi, die ihm vorausgingen und für welche die Mehdis unter den Kalifen und die Mehdis unter den geistigen Polen Beispiele waren, dazu geführt, daß ihre Eigenschaften mit den Eigenschaften des eigentlichen Mehdi verwechselt wurden,weshalb die Überlieferungen einander zu widersprechen scheinen.
Fünfter Grundsatz: Der Ehrwürdige Gesandte selbst, mit dem Friede und Segen sei, konnte entsprechend dem Geheimnis
"Niemand kennt das Verborgene außer Allah"
das Verborgene nicht kennen. Stattdessen offenbarte Gott der Gerechte es ihm und so offenbarte auch er es. Gott der Gerechte ist sowohl der Allweise als auch der Allbarmherzige. Was aber Seine Weisheit und Seine Barmherzigkeit betrifft, so erfordern die meisten verborgenen Dinge verhüllt zu bleiben, unbekannt zu sein. Denn in dieser Welt gibt es viele Dinge, die den Menschen nicht angenehm sind. Sie schon vorauszuwissen, bevor sie geschehen, ist schmerzlich.
So liegt es denn in diesem Geheimnis, daß der Tod und die Stunde des Abschieds im dunkeI bleiben und auch das Unglück, das auf den Menschen zukommt, unter dem Vorhang des verborgenen verhüllt bleiben. So ist es denn auch ein solches Erfordernis der Weisheit des Herrn und dergöttlichen Barmherzigkeit den Ehrwürdigen Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, in der großen Empfindsamkeit seines Erbarmens für seine Gemeinde nicht allzu sehr zu verletzen und ihn in seiner Liebe zu seiner Familie*
* Anmerkung: Um Ahmed (= Mohammed), mit dem Friede und Segen sei, in seiner tiefen Liebe und Zuneigung zu seinerGattin Aischa-i Ssiddiqa nicht zu verletzen, wurde ihm nicht eindeutig gezeigt, daß sie in der "KamelSchlacht" mit beteiligt sein würde. Ein Beweis dafür ist, daß er seinen Gattinnen einmal sagte: "Ach wüßte ich doch, wer von euch in dieser Schlacht beteiligt sein wird!" Späterjedoch sollte er durch einen kleinen Wink etwas davon erfahren, sodaßer Hasret Ali (RA=Radya'llahu anh, Gott möge mit ihm zufrieden sein!) sagte: "Es könnte sein, daß sich einmal etwas zwischen dir und Aischa ereignen wird..."
und zu seinen Gefährten nicht allzu sehr zu verwunden, wenn er ihm die furchtbaren Ereignisse, welche seinen Gefährten und seiner Gemeinde nach dem Weggang des Propheten bevorstehen würden, diesem Erfordernis Seiner Weisheit und Barmherzigkeit entsprechend nicht umfassend und in allen Einzelheiten zeigte. Zwar hat Er ihm aufgrund Seiner Weisheit einige bedeutende Ereignisse bekannt gemacht, jedoch nicht in ihrer ganzen Grausamkeit. Diese hat er auch verkündet. Desgleichen hat Er ihm auch von den schönen Ereignissen teilweise in einer Zusammenfassung, teilweise in ihren Einzelheiten Kunde gegeben. Auch diese hat er bekannt gemacht. Diese Mitteilung haben auch die Kenner der Ahadith, Vollendete, die in höchstem Grade in Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Wahrhaftigkeit arbeiteten, vor der Hadith:
"Wer immer absichtlich eine Lüge über mich erdichtet, der bereite sich auf seinen Platz in derhölle vor.
zitterten und sich fürchteten und vor der furchtbaren Drohung der Ayah:
"Werbegeht ein größeres Verbr-echen als der, welcher eine Lüge über mich erdichtet?!"
ungestüm flohen, uns auf zuverlässige Weise überliefert.
Sechster Grundsatz: Der ehrenwerte Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, sein Verhalten nach außen hin und seine innere Haltung, wurden uns in den Geschichtsbüchern und in seiner Biographie geschildert. Seine Eigenschaften und sein Auftreten sind jedoch gewöhnlich mit seiner Menschlichkeit verknüpft. Hingegen ist Hasret, der Gesegnete, in der Vergeistigung seiner Persönlichkeit und in der Heiligkeit seines Wesens von einer so erhabenen und leuchtenden Ausstrahlung, daß die Beschreibung seiner Eigenschaften in den Geschichtsbüchern und Biographien der überragenden Größe und Bedeutung seiner Persönlichkeit nicht gerecht zu werden vermögen. Denn entsprechend der tieferen Bedeutung des Grundsatzes:
"Der, welcher etwas veranlaßı, ist dem gleich, der es ausführt."
werden auch heute noch täglich Dienst und Anbetung in dem gleich großen und gewaltigen Umfang wie der Dienst und die Anbetung seiner ganzen Gemeinde (umma) dem Buch seiner Vollendungen gutgeschrieben. So wie er Gottes grenzenlose Barmherzigkeit in unendlicher Weise und entsprechend seiner grenzenlosen Fähigkeit diese zu erhalten auch empfängt, so empfängt er auch von seiner unendlich großen Umma täglich unendlich viele Gebete. Er, der das Ergebnis der Schöpfung und dessen vornehmste (mükemmel) Frucht ist, das Sprachrohr des Schtipfers aller Welten und Sein Geliebter, diese gesegnete Persönlichkeit kann in ihrem ganzen Wesen und in ihrer wahren Vollendung nicht in der Terminologie von Haltung und Verhaltung von Menschen in der Geschichte und ihren Biographien adäquat zur Darstellung gebracht werden. So kann man diese gesegnete Persönlichkeit, wo wir sie z. B. in der Schlacht von Bedr mit Hasret Gabriel und Michael als seinen zwei Helfern und Wächtern an ihrer Seite sehen, nicht in der Gestalt dessen wiederfınden, der auf dem Marktplatz mit einem Beduinen um den Preis eines Pferdes handelt und feilscht, wofür wir Huseyfe als den einzigen Zeugen sehen, und nicht mit ihr in Übereinstimmung bringen. Um nicht einem Irrtum zu verfallen, sollte man seinen Kopf über seine gewöhnliche Erscheinung emporheben, von deren Menschsein wir immer wieder hören, und stattdessen sein wahres Wesen und seine lichtvolle, geistige Persönlichkeit betrachten, die auf der Stufe und dem Rang seiner Sendung fußt. Anderenfalls begeht man entweder eine Unehrerbietigkeit, oder aber man verfällt dem Zweifel. Um dieses Geheimnis verstehen zu können, merke auf das folgende Gleichnis:
Nehmen wir einmal an, wir hätten einen Dattelkem in die Erde gelegt und dieser habe sich zu einer mächtigen Dattelpalme voller Früchte entfaltet, die stets noch größer und mächtiger wird. Oder aber: Wir hätten ein Ei von einem Pfau. Dieses Ei wäre nun ausgebrütet worden und daraus ein Kücken geschlüpft. Dieses sei zu einem vollendet schönen, allseits mit den Zeichen der Macht verzierten und vergoldeten Pfauenvogel geworden, der noch dazu stets größer und schöner geworden sei.
Dieser Kern und dieses Ei hat aber nun bestimmte Eigenschaften, Maße und Formen. In seinem Inneren finden sich Stoffe von unendlicher Feinheit. Desgleichen hat aber auch der Baum und der Vogel, der daraus hervorgegangen ist, im Vergleich zu der Kleinheit und Einfachheit der Eigenschaften, Maße und Formen, wie sie sich in dem Kern und dem Ei vorfinden, große und überragende Attribute und Qualitäten. Beschreibt man also jetzt die Eigenschaften des Kerns und des Eies und zugleich die Eigenschaften des Baumes und des Vogels, so ist es notwendig, darauf zu achten, daß man jederzeit das Auge des menschlichen Verstandes über den Kern erhebt und auf den Baum richtet und den Blick von dem Ei hinweg auf den Vogel hin wendet, sodaß der Verstand diese Dinge, von denen er gehört hat, als annehmbar empfindet. Er wird anderenfalls, sagt man: Ich habe aus einem Dirhem Keme (etwa 3g) tausend Batman (etwa 8t) Datteln gewonnen; oder aber: Dieses Ei ist der König der Vögel unter dem Himmelszelt, dies bestreiten, es leugnen.
So ist denn nun die rein menschliche Erscheinung des Ehrenwerten Botschafters, mit dem Friede und Segen sei, diesem Kern, diesem Ei vergleichbar. Was jedoch sein inneres Wesen betrifft, das im Glanz der ihm aufgetragenen Botschaft erstrahlt, so gleicht es dem Tubabaum und dem glückbringenden königlichen Vogel im Paradies. Zudem nimmt es noch ständig an Vollkommenheit zu. Deshalb sollte man bei dem Gedanken an diese Person, die auf dem Marktplatz mit einem Beduinen handelt und feilscht, innerlich seine Augen erheben und auf jene strahlende Persönlichkeit richten, die Refref bestieg, Gabriel hinter sich ließ und davon ritt. Anderenfalls würde man entweder eine Respektlosigkeit begehen oder aber die herrische Seele würde nicht glauben.