Die Verwandschaftsbande

ABDULLAH4

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Die Verwandschaftsbande
بِسْمِ اللهِ الْرَحْمنِ الْرَحِيِم
وَالَّذِينَ يَصِلُونَ مَا أَمَرَ االلهُُ بِهِ أَنْ يُوصَلَ وَيَخْشَوْنَ رَبَّهُمْ وَيَخَافُونَ سُوءَ الْحِسَاب



Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]

“Und die einhalten, was Allah einzuhalten geboten hat; und die ihren Herrn fürchten sowie eine schlimme Abrechnung.”
[Sure “Ra’d”, Vers 21]




Verehrte Muslime,

gute zwischenmenschliche Beziehungen, insbesondere zu unseren Verwandten, haben im Islam einen besonderen Stellenwert. Der Kontakt zu ihnen darf nämlich nicht abbrechen. Der Islam verwendet hierfür den Begriff “silat er-rahim”, was soviel wie “Verwandtschaftsbande pflegen”, oder “die Verbindung zu den Verwandten halten” bedeutet. Und diese Verbindung halten wir, wenn wir unsere Verwandten besuchen, sie dabei nach ihrem Befinden fragen und ihnen, in Solidarität, materiell und geistig beistehen. Allah, der Erhabene, gab dem Menschen zahlreiche Gaben und sorgte auch dafür, dass er arbeiten und somit seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Genauso wichtig wie die Arbeit, ist für den Menschen jedoch, dass er sich danach erholt und ausruht, indem er Urlaub macht oder auf Reisen geht. In diesem Zusammenhang sind auch unsere Reisen in die Türkei oder in das jeweilige Land, aus dem wir kommen, sehr wichtig. Denn, hier geht es nicht nur darum, historische Kulturstätten zu besichtigen und sich zu erholen, sondern auch und gerade darum, gegebenenfalls die Eltern sowie weitere Verwandte zu besuchen.


Verehrte Gemeinde,

Halid Bin Zeyd (Abu Ayyub el-Ansari), möge Allah Wohlgefallen an ihm haben, überlieferte:
“Eines Tages kam ein Mann zum Propheten und fragte ihn: ‘O Prophet! Kannst du mir etwas nennen, was mich ins Paradies bringt?‘ Der Gesandte Gottes antwortete: ‘Verrichte deine Gottesdienste, gesell Allah keinen Teilhaber bei, verrichte deine rituellen Pflichtgebete, entrichte Almosen und halte die Verbindung zu deinen Verwandten aufrecht.” [1]

Der Prophet legte besonderen Wert auf die Pflege der Verwandschaftsbande und verhieß denjenigen, die dem Folge leisten, das Paradies. Zur Pflege dieser Bande gehört, dass man den Verwandten bei all ihren Problemen und Belangen bei Seite steht. Dass die Beziehungen zu den Verwandten sowohl im Koran, als auch in der Prophetentradition direkt nach einigen Pflichtgottesdiensten wie z.B. das rituelle Gebet oder das Almosen aufgezählt werden, verdeutlicht die Bedeutung der Verwandschaftsbeziehungen in unserer Religion. Nach Meinung der Islamgelehrten ist es eine Pflicht (
vacip), diese Beziehungen zu pflegen. Die Aufgabe dieser Beziehungen, d.h. der Abbruch des Kontakts gehört zu den großen Sünden. So ermahnt uns Allah, der Erhabene, im Koran: “Und seid euch Allahs bewusst und eurer Verwandschaftsbindungen.” [2] Und in einem weiteren

Vers heißt es:
“Und die einhalten, was Allah einzuhalten geboten hat; und die ihren Herrn fürchten sowie eine schlimme Abrechnung.” [3]

Verehrte Gläubige,

die Beziehungen zu den Verwandten sind in verschiedene Abstufungen zu unterteilen. Als Erstes wäre zu erwähnen, dass wir im guten Ton mit ihnen reden, ihnen dabei ein Lächeln schenken und sie grüßen, wenn wir uns begegnen. Dazu gehört auch, dass wir nur Gutes über sie denken und ihnen auch nur Gutes wünschen. Als Nächstes müssen wir sie besuchen sowie ihnen zur Hilfe eilen und hier insbesondere unseren älteren Verwandten. Die dritte und wichtigtse Stufe ist jedoch die materielle Unterstützung unserer Verwandten, wobei wir ihnen diese weder zu spüren geben, noch vorwerfen dürfen.

Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, sagte einst:
“Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, muss sich um seine Verwandten kümmern.” [4] Und in einem weiteren Hadis von ihm heißt es: “Wer die Bande zu seinen Verwandten kappt, kommt nicht ins Paradies.” [5] Oder: “O ihr Menschen, grüßt euch gegenseitig, kümmert euch um eure Verwandten und gebt ihnen Speise! Betet des Nachts, wenn andere schlafen, damit ihr ins Paradies kommt.” [6]



Verehrte Muslime,

wie Sie sehen, legt unsere Religion, der Islam, sehr viel Wert auf den Besuch der Verwandten. Denn diese gegenseitigen Besuche stärken die Liebe und die Verbundenheit untereinander. Sie räumen aber auch eventuelle Verunstimmungen und Kränkungen aus dem Weg. Man teilt dabei Freude wie Leid und sucht gemeinsam nach Lösungen für Probleme.

Wir sollten im Urlaub, wenn es uns wieder in die angestammte Heimat zieht, auch daran denken, dass wir dort auch eine Pflicht zu erfüllen haben, nämlich die Pflicht, unsere Verwandten zu besuchen. Urlaub sollten wir nicht nur gleichsetzen mit Vergnügen und Strandurlaub in einem Fünfsternehotel, sondern vielmehr die Gelegenheit nutzen und unsere Eltern sowie unsere sonstigen Verwandten und Freunde besuchen. Dabei sollten wir nicht nur die Verwandten bedenken, die wir mögen und mit denen wir uns gut verstehen, sondern, ganz im Gegenteil, auch und gerade diejenigen, die uns vielleicht vergessen und die Bande zu uns gekappt haben. Sollten wir nicht die Möglichkeit haben, sie aufzusuchen, so sollten wir sie wenigstens anrufen und uns nach ihrem Befinden erkundigen.
Meine Predigt beende ich mit einem Hadis des Propheten:

“Derjenige, der nur einen guten Umgang mit ihm erwidert und Gleiches mit Gleichem vergilt, hat sich nicht wirklich um seine Verwandten gekümmert. Erst wenn er auch diejenigen aufsucht und sich um diejenigen Verwandten kümmert, die den Kontakt zu ihm abgebrochen haben, hat er die Verwandschaftsbande gepflegt.” [7]


[1] Buhari, Zekat, 1. [4] Buhari, İlim, 37; Müslim, Imam, 74-77.
[2] Nisa, 4/1. [5] Buhari, Edeb, 11.
[3] Ra’d , 13/ 21. [6] Tirmizi, Et'ime, 45.
[7] Buhari, Edeb , 15.
Murat Gök, Religionsbeuftragter der DITIB-Moschee in Übach-Palenberg
 
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